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Spannende Einblicke in das historische Protokollbuch

Schafflund, den 02. 11. 2021

Freiwilligen Feuerwehr Schafflund

 

Damit hatte niemand mehr gerechnet. Als die Freiwillige Feuerwehr Schafflund 1986 die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum vorbereitete, unternahm der damalige Festausschuss erhebliche Anstrengungen, um das Gründungsprotokoll ausfindig zu machen. Jedoch ohne Erfolg – es blieb trotz umfassender Recherchen verschollen.

Doch dann, 23 Jahre später, geschah das Unerwartete: Auf dem Dachboden eines Abnahmehauses wurde zwischen alten Geschäftsunterlagen das allererste Protokollbuch der Feuerwehr entdeckt. Wie es dorthin gelangte? Das bleibt unerklärlich, aber dass dieser historische Schatz beim Ausräumen überhaupt bemerkt wurde, ist ein wahrer Glücksfall.

Allerdings, etliche Feuerwehrkameraden, die sich 2009 in die handschriftlichen Aufzeichnungen von 1886 bis 1951 vertiefen wollten, scheiterten an der Deutschen Kurrentschrift. Nicht so Frank Patro, seit 1999 Schriftführer im Vorstand. „Ich habe mich schon früh mit Familien- und Dorfgeschichte befasst“, erzählt er, deshalb seien ihm sowohl die Deutsche als auch die Sütterlinschrift geläufig.

Und so machte er sich im vergangenen Corona-Winter an die Arbeit und „übersetzte“ das komplette Werk. Nun können sich Interessierte anhand von 200 Seiten auf „eine Zeitreise begeben“, wie Frank Patro in seiner Einleitung schreibt, und zum besseren Verständnis wurden von ihm Begriffserklärungen und Erläuterungen zur Familiengeschichte hier und da hinzugefügt. Es sind spannende Einblicke in die Vergangenheit, die den Leser erwarten.

Bereits bei der Gründung am 16. Juni 1886 meldeten sich 27 aktive und 23 passive Mitglieder in Schafflund, wobei schon damals vorausgesetzt wurde, dass die Gemeindekasse alle Ausrüstungsgegenstände übernimmt. Für rund 300 Mark wurden nicht nur die Männer ausgestattet, sondern ebenso Nebelhörner, Leitern und Patschen angeschafft.

Der damalige Schriftführer war zugleich Kassenwart und kritisiert im Protokoll den Beschluss, die Kasse beim Hauptmann aufzubewahren. Er fühlte sich gekränkt: „Hier kann ich nicht unterlassen, im Stillen die Bemerkung zu machen, ob die paar Groschen da sicherer aufgehoben sind.“

Über einen wesentlich härteren Beschluss des Ehrengerichts ist 1903 zu lesen. Weil bei einem Brand ein Feuerwehrmann den Befehl zur Wasserentnahme aus dem Mühlenteich nicht ausführte, sondern stattdessen die Spritze zum Norden fuhr, wo nicht genug Wasser vorhanden war, wurde er aus der Wehr entlassen, außerdem habe er sich „abfällig über den Rottenführer geäußert.“

Feste und Feiern spielten offensichtlich von Anbeginn eine große Rolle. Bereits im Gründungsjahr wurde eine Musikkapelle ins Leben gerufen mit der Pflicht, „beim Feuerwehrfest unentgeltlich zu spielen.“ Das bis heute traditionelle Gänseverspielen geht auf das Jahr 1896 zurück: „Es wurde beschlossen, zur Hebung der Kassenverhältnisse kurz vor Weihnachten ein Verspielen von Gegenständen zu veranstalten.“

Die finanziellen Verhältnisse waren offenbar nicht so schlecht, denn zu besonderen Anlässen wie einem 50. Geburtstag eines verdienten Kameraden wurden durchaus großzügige Geschenke wie ein Sofa, ein Schreibtisch oder schöne Stühle mit entsprechender Gravur verschenkt.

Die dunklen Seiten der beiden Weltkriege spiegeln sich jedoch ebenfalls in diesem Dokument. Und es wurden einzelne Seiten sorgfältig herausgetrennt.

Von 1915 bis 1918 sind keine Einträge vorhanden, denn, so heißt es 1919, „infolge der langen Kriegszeit waren die meisten Kameraden zur Fahne einberufen.“ Im zweiten Weltkrieg 1942 ist die Feuerwehr sogar nicht mehr einsatzfähig, weshalb elf Jungen aus der Hitlerjugend verpflichtet wurden. Von 1934 bis 1948 fehlen nach der Neuorganisation im 3. Reich  unter einem eigens eingesetzten Wehrführer mehrere Jahre, nur die Jahre 1940 bis 1943 sind vermerkt.

Erst 1948 ist zu lesen: „In den letzten Kriegsjahren … ist nichts mehr in dieses Hauptbuch eingetragen worden … und die Wehr musste im Sommer 1945 neu aus jungen Kräften aufgestellt werden.“

Mit 18 Mann startete man 1948 mit demokratischen Neuwahlen in die neue Zeit und nahm auch das kulturelle Leben wieder auf. Das Feuerwehrfest sollte jetzt als Dorffest gefeiert werden, „mit Kaffeetafel, Theater, Verlosung, Versteigerung und Tanz, wobei die Meyner Laienspielgruppe ein plattdeutsches Stück aufführen soll.“

Auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Schafflund würdigte Wehrführer Benno Gasa die umfangreiche Arbeit Frank Patros und übergab etliche Exemplare des inzwischen gebundenen „neuen“ Protokollbuchs an die Ehrenmitglieder.

 

Text - SHZ Helga Böwadt

 

Lorenzen

Stuhl

FFW

Patro

 

 

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