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Vorsorge in Zeiten der Cholera

Schafflund, den 14. 04. 2020
Das „Quarantainehaus“ in Nordhackstedt: Hermann Carstensen, Chronist des Kirchenarchivs, berichtet von früherer Seuchenprävention
 

Mit Hochdruck arbeiten Politiker und Gesundheitsexperten derzeit daran, in unseren Krankenhäusern Voraussetzungen zu schaffen, die dem möglichen Patientenansturm gewachsen sind. Das Coronavirus gilt es, mit allen Mitteln zu bekämpfen. Für Generationen vor uns hielten sich die Möglichkeiten, Seuchenherde in den Griff zu bekommen, wahrlich noch in Grenzen – man war ihnen auf Gedeih und Verderb mehr oder weniger ausgeliefert. Und dennoch: Bereits 1831 gab es in Nordhackstedt vorausschauende Planungen im Hinblick auf die unaufhörliche Ausbreitung der Cholera, wie Hermann Carstensen herausgefunden hat.

Als Chronist und Hüter des Kirchenarchivs taucht der gebürtige Nordhackstedter tief in die historische Entwicklung der Kirchengemeinde ein und holte nun angesichts der Corona-Pandemie die Aufzeichnungen des Gesundheitsdistrikts wieder hervor. „Es ist interessant zu sehen, wie man zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit einfachsten Mitteln Vorsorge traf“, erzählt er. Als die Cholera 1829 in Indien ausbrach, breitete sie sich von Moskau über Polen bis über die Grenzen des „Deutschen Bundes“ aus, wobei in Berlin, Danzig und Hamburg Tausende von Toten zu beklagen waren.

In Nordhackstedt stellten Jacob Nicolay Clement und der Gesundheitswächter Peter Johannsen eine detaillierte Liste auf, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. Das Haus des Bohlsmanns Peter Petersen wurde wegen seiner Lage am Ortsrand als passendes „Quarantainehaus“ ausersehen: „Der darin wohnende Miethsmann räumt das Haus, sobald es erforderlich ist, freiwillig.“ Aber wohin? Auch dafür gab es einen Plan: „Beim Rademacher Hans Oehlert hieselbst, bei welchem der Ausgezogene sein Unterkommen während der Krankheit haben soll.“ Dafür hätte es für beide eine finanzielle Entschädigung in Reichsbanktalern gegeben, ebenfalls für die vier Krankenwärter, zwei Männer und zwei Frauen aus dem Dorf, namentlich aufgeführt. Zur Ausstattung der vorgesehenen vier Betten verpflichteten sich eine ganze Reihe von „Interessenten“, an erster Stelle Jacob Nicolay Clement selbst. Ein Oberbett, ein Unterbett, ein Hauptpfuhl (Kissen), zwei weitere Kissen nebst Kissenbühre (Bezug) und drei Laken ergaben jeweils ein vollständiges Bett.

Doch auch an die Hausgeräte wurde gedacht. Mit gutem Beispiel ging wieder Clement voran, der eine „große Kube mit eisernen Bändern zu einer Badewanne“ bereitstellen wollte, dazu einen Messingkessel, einen grauen Topf, ein halbes Dutzend hölzerne Teller und Löffel sowie einen Teetopf mit einem halben Dutzend Teetassen. Bänke, Tisch, Schalen, Schüsseln, eine weitere Kube zum Baden und Holz zur Feuerung sollten andere Dorfbewohner bereitstellen, der Schmied Ernst Holst war mit einer eisernen Pfanne und einem eisernen Grapen nebst Deckel (Kochtopf) dabei. Wollene Decken und zwölf Ellen Moldau Flanell kamen hinzu.

Selbst die Lebensmittel zur ersten Versorgung wurden nicht dem Zufall überlassen: Kartoffeln, Congo Thee, Küchensalz, drei Pfund Butter und vier Pfund Speck sowie etliche „Brödte à sechs Pfund“ sollten den Quarantänepatienten wieder auf die Beine helfen.

Allerdings wurde damit gerechnet, dass nicht alle die Cholera überleben würden. Dazu heißt es in dem Schreiben vom 22. Oktober 1831: „Zu dem Platze, wo die etwaigen nach der Cholera gestorbenen Leichen während der 48 Stunden, die sie über der Erde stehen sollen, hingesetzt, bewacht und beobachtet werden können, haben wir für dieses District das hiesige Glockenhaus bestimmt – da sobald die Krankheit sich hier zeigen sollte, das Sperrung nöthig wäre, nach § 35 Kirchen und Schulen geschlossen werden – und folglich der Gebrauch der Glocke wohl so lange aufhörte.“

 

Text - SHZ Helga Böwadt 

 

Bild zur Meldung: Vorsorge in Zeiten der Cholera