„Tödliche Unfälle haben sich tief eingegraben“ - Benno Gasa im Interview
Schafflunds scheidender Wehrführer Benno Gasa über prägende Einsätze und gravierende Veränderungen
Auf beachtliche 45 Jahre aktiver Mitgliedschaft in der Feuerwehr blickt Benno Gasa zurück, die vergangenen zwölf Jahre als Wehrführer in Schafflund. Nun übergibt er auf der Jahresversammlung sein Amt in jüngere Hände. Im Interview spricht der 63-jährige ehemalige Berufssoldat über die aktuellen Herausforderungen und seine Sicht auf die Zukunft der Wehr.
Herr Gasa, wenn Sie auf die Jahrzehnte Ihrer aktiven Zeit zurückblicken, hat es gravierende Veränderungen bei der Feuerwehr gegeben. Welche kommen Ihnen zuerst in den Sinn?
Da würde ich zuerst die persönliche Schutzausrüstung nennen. Früher bekam ein Feuerwehrmann einen Helm, einen dünnen Overall, Gummistiefel, Koppel und Handschuhe aus dem Bauhaus – das war’s. Heute dagegen steht die Gesundheit der Kameraden im Vordergrund, die gesamte Bekleidung kostet rund 1400 Euro pro Person. Und bezüglich der Technik bei der Brandbekämpfung hat sich auch einiges geändert. Früher löschte man vorrangig von außen, heute gehen wir unter Atemschutz zum Feuer hin. Die Prioritäten sind zuerst Menschenrettung, dann Tierrettung und Brandbekämpfung.
In der Schafflunder Wehr zählt man 62 Aktive, darunter vier Frauen. Sind Sie damit zufrieden oder fehlt es an Nachwuchs?
Ja, wir sind wirklich noch gut aufgestellt. Bezüglich des Nachwuchses ist die direkte Ansprache wichtig, man muss sich bemerkbar machen. Wer zu uns kommt, lässt sich auf eine gute, aber auch zeitintensive Ausbildung ein und akzeptiert die Pflichten. Wir haben gerade drei neu ausgebildete Kameraden gewonnen, aber es dürfen gern mehr werden.
Und wie sieht es mit den vielen Neubürgern in Schafflund aus?
Wenn sie in ihrem bisherigen Wohnort bereits bei der Freiwilligen Feuerwehr waren, kommen sie zu uns, das waren im vergangenen Jahr drei. Ansonsten sind sie eher zurückhaltend – bei der Feuerwehr kommt eben auch die Pflicht dazu.
Zum Stichwort Tagesverfügbarkeit: Sind ausreichend Feuerwehrkameraden vor Ort, um im Ernstfall beide Fahrzeuge zu besetzen?
Wir schaffen es, in vier Minuten nach der Alarmierung auszurücken. Mit acht bis zehn Personen sind die Fensterplätze besetzt. Früher waren vor allem Landwirte und Unternehmer tagsüber zu Hause, jetzt ist auch die Arbeit im Homeoffice für uns gut. Und wir sind durch das Löschzugkonzept mit Meyn und Wallsbüll, die gleichzeitig alarmiert werden, für die vorrangige Menschenrettung gut aufgestellt.
Eine große Herausforderung für die Feuerwehr sind Unfälle, nicht zuletzt auf der B 199.
Wir arbeiten grundsätzlich zusammen, die Medelbyer Wehr verfügt auch über Schere/Spreizer, wir sind nie allein. Direkt am Unfallgeschehen setzen wir Leute mit Erfahrung ein, anderen übertragen wir beispielsweise Aufgaben als Verkehrsposten. Insbesondere bei schweren Unfällen erhalten wir psychosoziale Unterstützung zur Nachsorge – übrigens auch nach der intensiven, aber erfolglosen Personensuche, die für alle sehr belastend war.
Was waren für Sie persönlich die schwierigsten Erlebnisse?
Das waren tödliche Unfälle junger Menschen, die sich tief eingegraben haben. Früher gab es noch keine psychologische Betreuung.
Und Ihre schönsten Erfahrungen?
Viele Leute sagen Dankeschön. Manche melden sich zurück, bedanken sich, weil sie ohne die Feuerwehr nicht mehr am Leben gewesen wären. Und in der Wehr war es eine schöne Zeit mit toller Kameradschaft. Als Wehrführer ist man Teil einer Kette, die von der Mannschaft gebildet wird.
Herr Gasa, für die Zukunft der Wehr wurden unter Ihrer Führung die Weichen gestellt: Das neue Fahrzeug LF 10 wird demnächst ausgeliefert, die Planungen für das große Feuerwehrhaus an der B 199 sind abgeschlossen, und Ihre Kameraden sind sehr gut ausgebildet. Aber wie ist Ihre persönliche Perspektive? Ohne Feuerwehr geht es sicher nicht, oder?
Das stimmt. Ich werde wie bisher an drei Tagen in der Woche als Ausbilder an der Landesfeuerwehrschule tätig sein und in meiner Wehr in die Reserve wechseln. Aber nun bleibt mehr Zeit für die Familie und die Enkelkinder.
Quelle - Helga Böwadt
Bild zur Meldung: „Tödliche Unfälle haben sich tief eingegraben“ - Benno Gasa im Interview