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Die Schafflunder Post-Dynastie

Schafflund, den 17. 08. 2020

Die Familie von Lorenz Lorenzen war seit 1889 im Ort für Briefe und Pakete zuständig / Jetzt soll auch das letzte Postgebäude weichen

 

Der große gelbe Briefkasten steht noch an der Hauptstraße in Schafflund, doch das Gebäude der alten Post dahinter ist bereits seit März verwaist. Bald wird es dem neuen Gesundheitszentrum weichen. Lorenz Lorenzen, der letzte Postbeamte in einer langen Familientradition, hat das Haus an die Gemeinde verkauft und ist mit seiner Frau Heilwig in eine Wohnung des neuen Wohnblocks gegenüber gezogen. Er zeigt auf ein altes Schwarz-Weiß-Foto im Flur: „Das Baby auf dem Arm meiner Mutter bin ich.“ 1934 hatte sich die Familie vor seinem Geburtshaus für das Foto aufgestellt. Drei Jahre zuvor hatten seine Eltern August und Anni Lorenzen die Poststelle übernommen, aber die historische Entwicklung des Postamtes Schafflund reicht viel weiter bis ins Jahr 1889 zurück - und das in einer bemerkenswerten Generationenfolge einer einzigen Familie.

Zunächst war es der Lehrer Johann August Nielsen, Lorenzens Urgroßvater, der in den Räumen der Schule eine kleine Postagentur betrieb. 1898 wurde dann das neue Gebäude eigens für die Post errichtet, mit von der Wohnung getrennten Diensträumen. „Hier führte meine Großmutter Siecka die Postgeschäfte“, erzählt Lorenz Lorenzen. „Sie war eine Tochter des Lehrers Nielsen und heiratete Lorenz Lorenzen, meinen Großvater.“ Ein Foto um 1900 zeigt sie inmitten ihrer vier in adrette Uniformen gekleideten Zusteller. „Der sogenannte Klappenschrank, den sie zur Handvermittlung immer betätigte, machte immer viel Krach,“ erinnert sich Lorenzen an seine Kindheit und meint schmunzelnd, dass seine Oma wohl auch viele Gespräche mitgehört habe.

41 Jahre lang wurde die Poststelle von Lorenzens Eltern August und Anni verwaltet. Zum 500-jährigen Bestehen des deutschen Postwesens kam 1990 sogar der damalige Minister Dr. Christian Schwarz-Schilling mit Wolfgang Börnsen nach Schafflund und, wie es in einem Presseartikel hieß, „dankte der Familie Lorenzen für diese Erbfolge zugunsten der Post, die im Bundesgebiet sicher nicht häufig ist“.

Einen noch größeren Bahnhof erlebte die Familie allerdings ein Jahr zuvor, als das Postamt Schafflund sein 100-jähriges Jubiläum feierte. Während Lorenz Lorenzen selbst als Zusteller in historischer Uniform die Post austrug, wurde seine Mutter Anni überrascht. „In Erinnerung an alte Zeiten wurde sie von zu Hause in einer alten Postkutsche abgeholt und gebührend gefeiert,“ erzählt ihr Sohn. Der damalige Postdirektor Ingo Wehner ging in seiner Ansprache 1989 davon aus, „dass das Postamt der Gemeinde noch lange erhalten bleibe“.

Zwar gibt es bis heute nach wie vor eine Postagentur, aber im Kleinformat an einem anderen Ort. Die Postreformen führten dazu, dass der Schalterdienst in der „Alten Post“ eingestellt wurde. Bis 1977 arbeitete Lorenz Lorenzen hier und war dann als Zusteller tätig – bei Wind und Wetter und teilweise querfeldein im Winter durch den Schnee unterwegs. Die Betriebsleitung übernahm damals Rainer Prüser. Später waren die hinteren Räume zunächst für die Zusteller noch in Betrieb und ausgelastet, doch seit 2014 stehen sie leer. Und nun, sechs Jahre später, endet auch die Ära des Gebäudes. „Ich habe keine Schwierigkeiten damit“, sagt der 86-Jährige. Die drei Kinder seien beruflich alle weit weg und hätten kein Interesse an dem Haus und großen Grundstück, das ja gepflegt werden müsse. Nur seine Frau Heilwig meint: „Ein bisschen leid tat es mir schon.“

Und bedauerlich war für beide auch, dass die Feier ihrer Diamantenen Hochzeit im Frühjahr wegen der Corona-Krise ausfallen musste.

 

Text - SHZ Helga Böwadt 

 

Bild zur Meldung: Die Schafflunder Post-Dynastie