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Uni Kiel forscht in Schafflund

Schafflund, den 19. 12. 2019
Das Forschungsprojekt „Gemeinsam fahren“ soll Klarheit bringen, wie sich Klimaschutz und Mobilität vereinbaren lassen
 

Lassen sich Klimaschutz und Mobilität miteinander vereinbaren? Eine Studie des Geographischen Instituts der Uni Kiel möchte herausfinden, ob Menschen aus Klimaschutzgründen und im Rahmen der Nachbarschaftshilfe bereit sind, häufiger gemeinsam zu fahren. Dr. Jana Kühl und ihr Forschungsteam haben sich zu diesem Zweck zwei Orte in Schleswig-Holstein ausgewählt: Nortorf als zentral gelegene kleine Stadt und Schafflund als Zentralort mit ländlichen Strukturen im Norden. „Wir haben Schafflund gewählt, weil dort generell die Wege weiter sind und man eher vom Auto abhängig ist“, erklärt Jana Kühl die Entscheidung.

Bereits auf dem Familientag der Vereine konnte sie dazu einige Einwohner befragen. Um jedoch das Projekt „Gemeinsam fahren“ zu fundierten Erkenntnissen zu führen, müssten möglichst viele aus Schafflund und Umgebung mitmachen und ihre Meinung äußern. „Bei jedem funktioniert der Alltag anders. Wir wollen verstehen, ob das gemeinsame Fahren in den unterschiedlichen Lebenssituationen eine Unterstützung sein kann und einen Nutzen bringt – oder eher als unbequem erscheint“, sagt Jana Kühl. Dabei geht es in erster Linie um die kleinen Nischen im täglichen Ablauf: Werden Kinder gemeinsam zum Sport oder in den Kindergarten gebracht? Nimmt man seine Nachbarin mit zum Einkaufen? Verabredet man sich, um gemeinsam in die Stadt zu fahren?

Neben der Absicht, ohne große Infrastrukturmaßnahmen auf diese Weise die Emissionen im Verkehr zu verringern, könnte ein Gewinn im sozialen Gefüge entstehen: Man sitzt nicht allein im Auto, führt nette Gespräche, stärkt den Zusammenhalt und besinnt sich wieder auf die Nachbarschaft. Profitieren könnten auch Jugendliche, die noch keinen Führerschein haben, und die Älteren, die nicht mehr selbst Auto fahren. Aber ist man bereit, die eigene Flexibilität zugunsten einer Fahrgemeinschaft einzuschränken? „Wir wollen die Bedürfnisse herausfinden und schauen, was wir anstoßen können“, meint Jana Kühl und verweist auf ihren Fragebogen, der auf vier Seiten die Einschätzung der Einwohner abfragt.

Ein Beispiel für gemeinsames Fahren funktioniert mittlerweile in Schafflund sehr gut. Der Sieben-Sitzer des Vereins „Wir machen e-mobil“ wird fast täglich genutzt, wie Bürgermeisterin Constanze Best-Jensen erzählt: „Die Feuerwehr fährt zu Schulungen, der Ortskulturrings zu Veranstaltungen oder der Sozialverband zur Beratung nach Schleswig.“ Vor allem aber begibt sich der „Kümmerer“ Claus Peter Matzen zweimal die Woche mit Älteren auf Einkaufstour – mit viel „Schnack“ unterwegs und im Supermarkt. Auch Heinz Buchhorn von der DLRG ist von dieser neuen Mitfahrgelegenheit begeistert: „Es ist einfach toll, jetzt fahren wir zusammen zum Wintertraining nach Dänemark.“

Für die Kampagne „Gemeinsam fahren“ der Uni Kiel werden im April die Ergebnisse vorliegen und Hinweise zur Verkehrswende und zur Verbesserung der klimaschonenden und emissionsarmen Mobilität liefern. Fragebögen liegen im Amtsgebäude und im Bürgerhaus aus. Einfacher ist es, sich in wenigen Minuten online zu beteiligen: www.befragung.geographie.uni-kiel.de . „Und wer Zeit und Lust auf ein etwa 30-minütiges, vertiefendes Gespräch hat, möge sich bei mir melden, dann komme ich gern nach Schafflund“, bittet Jana Kühl um zusätzliche Unterstützung. Kontakt: kuehl@geographie.uni-kiel.de .

 

Text - SHZ Helga Böwadt 

 

Bild zur Meldung: Uni Kiel forscht in Schafflund