Die Kriminellen sind psychologisch gut geschult
Enkeltrick und Schockanrufe: Experten klären Senioren in Schafflund über Betrugsmaschen und Verhaltensweisen auf.
Betrüger haben es leicht, am Telefon Menschen in eine Falle zu locken. Besonders ältere Leute fallen durch ihre Höflichkeit darauf herein. Anlässlich dessen hatten der Sozialverband und der Seniorenbeirat in Schafflund zu einem Aufklärungsnachmittag eingeladen, bei dem erklärt wurde, wie gehandelt werden sollte.
Ein bei Betrügern beliebter Einstieg in ein Telefongespräch ist die fröhliche Ansprache: „Rate mal, wer hier ist.“ Sobald der Angerufene beginnt, Namen von Enkeln oder Urenkeln zu nennen, haben sie den ersten Schritt geschafft. „Diese Kriminellen sind psychologisch gut geschult, sie entlocken den Senioren geschickt wichtige Informationen“, beschrieb Horst-Dieter Chiri das Vorgehen, durch das sie im schlimmsten Fall an Ersparnisse oder Wertsachen der Opfer herankommen.
Chiri ist Sicherheitsberater für Senioren im Nordbereich der Polizeidirektion Flensburg und berichtet im Rahmen seiner Präventionsarbeit von unzähligen Fällen des Betrugs. Diesmal war er in Schafflund zu Gast, eingeladen vom Sozialverband und dem Seniorenbeirat.
Oft würden im Telefonbuch ältere Namen gesucht, berichtete er, aber da inzwischen viele Senioren mit Kindern und Enkelkindern den Kontakt über WhatsApp pflegen, sei diese Schiene immer präsenter. Dann heißt es „Hallo Mami, mein Handy ist kaputt “ oder „Ich habe eine neue Handynummer“ mit dem Ziel, diese zu speichern und somit den betrügerischen Kontakt weiter aufnehmen zu können. Diese Nachrichten würden in Massen nach dem Zufallsprinzip losgeschickt, und leider würden immer noch – trotz Aufklärung – Menschen darauf reinfallen.
„Im Jahr 2022 gab es 575 Fälle in Schleswig-Holstein, bei denen es geklappt hat, ein Schaden von 1,7 Millionen Euro ist entstanden“, berichtet Horst-Dieter Chiri. Besonders perfide sind die sogenannten Schockanrufe, wo die Anruferin schluchzend von einem Unfall oder einer vermeintlichen Straftat berichtet und dringend Hilfe und vor allem Geld braucht – je schockierender das Szenario, desto erfolgreicher sind die Kriminellen.
„Legen Sie einfach auf!“, riet Helga Münchow vom Weißen Ring Flensburg. Sie kümmert sich um Opfer vorsätzlicher Kriminalität und weiß, wie belastend ein Telefonbetrug ist. Ältere Menschen seien meistens sehr höflich, sagte sie, deshalb würden sie ein Gespräch nicht einfach so beenden. „Doch das ist falsch, man ist nicht unhöflich.“ Merkwürdige E-Mails sollte man nicht öffnen, sondern löschen, und bei jeglicher Art von Gewinnversprechen bei Glücksspielen stets misstrauisch sein.
Von eigenen Erlebnissen berichten
Unter den Gästen der Informationsveranstaltung waren so einige, die von eigenen Erlebnissen berichten konnten. Obwohl sie sich gut gewappnet gefühlt habe, sagte eine Frau, habe sie ihre Tochter nach dem Schockanruf erst nach vier Stunden selbst erreichen können, um sich bestätigen zu lassen, dass es ihr gutgehe, aber diese Stunden seien sehr belastend gewesen. Michael Nielsen, Polizeibeamter vor Ort in Schafflund und der Dritte im Bunde des Aufklärungsteams an diesem Nachmittag, konnte von Fällen berichten, die erfolgreich für die Betrüger waren, es wurden größere Summen überwiesen. „Wenn eine Person zu gutgläubig war, ist der Gang zur Polizei manchmal schwer, weil man sich schämt“, sagte er. Aber es sei wichtig, jeden Fall bei der Polizei unter 110 oder vor Ort zu melden. Und auf die immer neuen Täuschungen sollte man nicht hereinfallen und sich nicht unter Druck setzen lassen: Niemals würde die Polizei Geld oder Wertgegenstände abholen oder abholen lassen, um sie angeblich in Sicherheit zu bringen. Niemals rufe die Polizei selbst von der Nummer 110 an, niemals frage die Polizei einen Menschen nach persönlichen Verhältnissen aus.
Zurzeit gebe es auch wieder vermehrt Taschendiebstähle zu beklagen, deshalb richtete Michael Nielsen den Appell an die Anwesenden: „Bewahren Sie Ihre Pin-Nummer nicht im Portemonnaie auf, auch nicht in verschlüsselter Form.“ Im Gegensatz zum Taschenraub würden beim Telefonbetrug die angerufenen Senioren durch geschickte Ansprache und manchmal wiederholte Anrufe von angeblichen Richtern, Polizisten oder Angehörigen so unter Druck gesetzt, dass sie freiwillig Geld abheben oder Schmuck herausgeben.
Sonja Petersen, Vorsitzende des Sozialverbandes, bedankte sich bei den Referenten „für den spannenden Nachmittag, an dem wir alle zur Wachsamkeit aufgerufen wurden“.
Quelle - SHZ Helga Böwadt
Bild zur Meldung: Die Kriminellen sind psychologisch gut geschult