Schulalltag in der Pandemie
Wie die Grund- und Gemeinschaftsschule Schafflund den Lockdown meistert / Bald ist das virtuelle Klassenzimmer Geschichte
Bald ist ein Ende in Sicht – Ab dem 22. Februar dürfen Schüler in Schleswig-Holstein wieder vor Ort lernen. Die Tage des Online-Unterricht sind daher gezählt, Zeit einen vorerst letztes Blick ins virtuelle Klassenzimmer zu werfen. Aber Moment mal:
Der Parkplatz an der Grund- und Gemeinschaftsschule Schafflund ist gut besetzt und etliche Fenster sind sogar erleuchtet. Trotz Lockdown und Distanz-Lernen befindet sich die Schule selbst offensichtlich keineswegs im Winterschlaf. Ganz im Gegenteil.
Zwar arbeitet ein Großteil des Kollegiums gerade von zu Hause aus mit seinen Schülern, aber einige bevorzugen statt Home-Office den Arbeitsplatz Schule. Im Lehrerzimmer sitzt Susan Kösling, Klassenlehrerin einer 4. Klasse, vor einem Stapel Hefte ihrer Schüler und korrigiert. „Jeden Dienstag werden die Materialien aller Grundschüler gewechselt“, erzählt sie. Dann bringen die Eltern die Arbeitshefte zurück und versorgen sich in der großen Pausenhalle kontaktlos mit neuen Materialpaketen. Ein gut funktionierendes System, denn „die Eltern sind sehr diszipliniert“, hat sie festgestellt.
Der nötige persönliche Kontakt klappt ebenso: „Einmal pro Woche halten wir mit den Schülern eine Video-Konferenz ab, und die Kommunikation mit den Eltern verläuft über E-Mails oder telefonisch.“ Alle rund 620 Schüler von der 1. bis 10. Klasse erhalten Aufgaben und Infos über die digitale Pinnwand „Padlet“. „Das ist der Kommunikationskanal schlechthin“, sagt Schulleiter Jan Lietzau, der mit der digitalen Infrastruktur an der Schule rundum zufrieden ist. „Wir haben Glasfaseranschluss und im Haus verlässliche, stabile Verbindungen.“ Zurzeit werde nur noch der Grundschultrakt neu verkabelt.
Im Westtrakt der Gemeinschaftsschule schöpft Deutschlehrer Fabian Freter alle Möglichkeiten der digitalen Ausstattung in den Räumen der Fünftklässler aus: „Wenn ich in einer Video-Konferenz gleichzeitig am interaktiven Bildschirm arbeite, habe ich das Gefühl, die Schüler sind stärker motiviert.“ Es erinnere einfach mehr an den Präsenzunterricht, obwohl er gerade ganz allein im Klassenraum steht – lediglich umgeben von Notebook, Tablet und Bildschirm. Die technischen Möglichkeiten des Unterrichtens auf Distanz seien in Schafflund gegeben, dennoch vermisse er, „vor der Klasse zu stehen und die Schüler im direkten Kontakt wertzuschätzen.“ In den neunten und zehnten Klassen findet jeweils zweimal pro Woche Präsenzunterricht in den Hauptfächern Deutsch, Mathe und Englisch statt. Und da die Klassen dazu in kleine Gruppen eingeteilt wurden, sind täglich etliche Lehrkräfte vor Ort eingesetzt.
Martin Hansen unterrichtet gerade sechs Schüler in Deutsch: „In dieser Konstellation kann man gut auf die individuellen Probleme eingehen.“ Matz aus der 9a findet Präsenzunterricht prima: „Hier kann man sofort direkt nachfragen.“
Doch auch im Grundschultrakt sind Schüler und Lehrkräfte zu entdecken. Knapp 30 Kinder von der 1. bis 6. Klasse nehmen an verschiedenen Tagen die Notbetreuung in Anspruch. Auch hier läuft alles in kleinen Gruppen. Daniela Hansen betreut heute die Erstklässler. „Die Kinder kommen gern“, sagt sie. Morgens würde zunächst der Wochenplan bearbeitet, entsprechend dem, was die anderen Kinder zu Hause erledigen müssen. Aber es bliebe wichtige Zeit für Pausen, Frühstück und Freispiel. In den Entwicklungsgesprächen zum Halbjahr mit den Eltern ihrer eigenen Klasse habe sie erfahren, dass „alle Kleinen die Schule vermissen, trotzdem aber recht gut mit den Padlet-Aufgaben zurechtkommen.“ Nach den Weihnachtsferien wurde eine weitere Notgruppe eingerichtet, „für Kinder, deren häusliche Rahmenbedingungen kein erfolgreiches Lernen ermöglichen“, erklärt Schulsozialarbeiter Manfred Heuer. „Damit haben wir bisher gute Erfolge erzielt, weil diese Kinder hier Strukturen erleben, die zu Hause fehlen.“
Etwa 15 Kinder der regulären Notbetreuung wechseln nach Unterrichtsschluss in die Offene Ganztagsschule (OGS), wo sie in der Regel bis 15 Uhr von den Mitarbeitern der OGS betreut werden. Hier darf gespielt, gebastelt und auch mal getobt werden – und das Außengelände lädt zu herrlichem Wintervergnügen ein. Ein Ort in der ansonsten derzeit ruhigen Schule, an dem weiterhin etwas geschieht, was Schulleiter Jan Lietzau und seinen Kollegen im Lockdown fehlt: „Man vermisst das fröhliche Kinderlachen.“
Quelle - SHZ Helga Böwadt
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