Die Geschichte hinter dem Sagenstein
Im Bürgerpark in Schafflund steht ein historischer Felsen / Eine Infotafel erklärt, was es damit auf sich hat
Die vielen Spaziergänger rund um den Mühlenteich und im Bürgerpark dürften überrascht sein, plötzlich ein neues, kunstvoll geschriebenes Schild zu entdecken – direkt neben dem Bürgerhaus in Schafflund. Was steckt dahinter?
Nicht weniger als eine über 300 Jahre alte Geschichte, die der „Sagenstein von 1706“ erzählen könnte. Der schwere Felsstein, der vor etwa einem Jahr an den Eingang des Rundweges platziert wurde, kann allerdings heute leider keine Auskunft geben, was die deutlich geschriebenen Buchstaben N, C und S einmal bedeutet haben. „Wir wissen es nicht“, sagt Peter Gimm, Leiter des Dorfarchivs, „wir vermuten nur, dass das S für Schafflund steht.“
Tragisches Ereignis eines Flensburger Fuhrmanns
Was aus vorhandenen Unterlagen jedoch hervorgeht, ist die alte Sage, die sich um diesen Stein rankt. So soll ein Flensburger Fuhrmann anno 1706 nachts von Schafflund aus auf der heutigen B 199 auf dem Heimweg gewesen sein, möglicherweise nach einem Besuch in einem Gasthaus, als sein Fuhrwerk in leichter Rechtskurve auf schlechtem Wege stürzte. Pferd und Wagen mitsamt Kutscher versanken im Moor des Auentals. Zur Mahnung und Erinnerung an dieses Unglück wurde der Stein aufgestellt, den mit der Zeit aber das gleiche Schicksal ereilte – er versank.
200 Jahre später, im Jahre 1905, machte sich dann Lehrer Hansen mit seiner Klasse auf den Weg, um das Geheimnis der Sage zu lüften. Und tatsächlich wurden sie fündig, gruben den Stein aus und stellten ihn dort an den Straßenrand. „Er wird wohl vermutet haben, dass es sich um einen Grenzstein handelt“, meint Peter Gimm. „Denn gefunden wurde er genau auf der Grenze zwischen Schafflund und Wallsbüll.“ Dort blieb er, bis er in den 1980er-Jahren in das Dorfarchiv im Lindenweg geholt wurde. In Erinnerung an den langjährigen Leiter des Arbeitskreises Dorfgeschichte vermutet Peter Gimm: „Das hat wahrscheinlich Peter Frahm initiiert.“
Als 20 Jahre später die Räumlichkeiten im Lindenweg für die Unterbringung der Polizei ihren Platz hergeben mussten, wurden die Unterlagen und Exponate des Dorfarchivs kurzfristig anderweitig untergebracht – nur der schwere Sagenstein blieb dort, von nun an, also sozusagen in der Obhut der Polizei. Und als im vergangenen Jahr wegen der Expansion des Kindergartens auch die Polizei wieder ausziehen musste, erhielt der Stein einen für alle Bürger sichtbaren Platz am Bürgerhaus. Bürgermeisterin Constanze Best-Jensen fand, jetzt bedürfe es auch einer Informationstafel, um aufzuklären, was es mit dem Stein auf sich hat.
Mit Feder, Tinte und alter Schrift
So kam Ralf Strauss ins Spiel. Der Schafflunder befasst sich schon seit langem mit der Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Schrift. „Ich habe alte Schriftstücke meiner Großeltern übersetzt und bin in die Familienforschung eingetaucht“, erzählt er von seinem Hobby. Seit einigen Jahren arbeitet er aktiv im Dorfarchiv an einer Chronik über Schafflund mit. Nun hat er die Geschichte des Sagensteins aufgeschrieben, von Hand mit Feder und Tinte in alter Schrift.
Hinzu kamen eine historische Karte von 1650, die sorgsam übertragen wurde, sowie die kunstvoll mit floralen Ornamenten ausgeschmückte Initiale. Ein beeindruckendes Unikat. Somit endet das Schattendasein des Sagensteins von 1706, der nun zusammen mit dem Schild von Ralf Strauss neben dem Bürgerhaus erstmals richtig in Szene gesetzt wird.
Quelle - SHZ Helga Böwadt
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