Bunter Tag mit „Arschbomben-Wettbewerb“
60 Jahre Freibad Waldeck: Mit einer Demonstration fing alles an / Samstag wird gefeiert
Als sich im Februar 1961 mitten in Schafflund ein Demonstrationszug in Bewegung setzte, rieben sich die Dorfbewohner verwundert die Augen – eine Demo gab es hier noch nie. Und sie schien gut organisiert. Flankiert von zwei Pferdekutschen spazierten vor allem Kinder und Jugendliche mit ihren Plakaten die B 199 entlang, begleitet von Werner Vollmer, der als Dorfpolizist mit seinem Dienstfahrrad im Einsatz war. Doch worum ging es? „Schwimmbad? Wo können wir baden?“ hieß es, in akkuraten Buchstaben von Manfred Heisch auf die Transparente geschrieben.
Er selbst ist als Träger eines Plakates aktiv dabei gewesen und erinnert sich noch gut: „Ich hatte schon immer Freude am Malen und an schöner Schrift.“ Nach der Demo habe Peter Andresen, den man als „Peter Landrat“ kannte, aber die jungen Leute ermahnt: „Man kann nicht nur fordern, man muss auch selbst etwas tun.“ Mit Erfolg. „Das haben wir gemacht“, sagt Heisch. „Wir haben den gesamten Weg von der Au bis zum neuen Schwimmbad freigeschnitten.“ Bevor jedoch das Schwimmbad Waldeck tatsächlich gebaut und im Juni 1965 eingeweiht wurde, waren etliche Jahre der Überlegungen und Diskussionen in den verschiedenen Kommunen ins Land gegangen.
Dabei ging es immer um den Wunsch, für die Bevölkerung eine geeignete Bademöglichkeit zu schaffen. Mergelkuhlen erwiesen sich wegen steiler Uferböschungen oder kalter Quellen als ungeeignet, eine Badestelle in Meyn versandete, in Riesbriek und Linnau bevorzugte man den Lindewitter Mühlenteich, und die Höruper nutzten das neue Schwimmbad in Stadum. Eine Lösung schien nicht in Sicht. Letztlich war es die Initiative der Gemeinde Meyn, 1962 ein 6,5 Hektar großes Waldgrundstück zu kaufen, um ein Schwimmbad zu errichten. Bürgermeister Julius Oest gründete mit Schafflund und Wallsbüll zusammen den Zweckverband „Schwimmbad-Erholungsanlagen-Waldeck“.
Von vornherein wurden sechs Bahnen zu je 25 Metern Länge geplant sowie zwei Sprungbretter, ein Drei-Meter-Turm und für die Kleinsten ein Planschbecken. Die Beckengröße ist bis heute geblieben, doch darüber hinaus hat sich in 60 Jahren permanent ein Wandel vollzogen. Zum Beispiel bei der Wassertemperatur, die anfangs bei durchschnittlich 16 Grad lag: 1972 wurde eine Heizungsanlage gebaut, später kamen eine Solatthermie-Anlage dazu, Nahwärme aus einer Biogas-Anlage und im vergangenen Jahr – ganz aktuell – eine ausfahrbare Abdeckplane, um Energiekosten zu sparen. Angenehme Temperaturen führten zu steigenden Besucherzahlen und einer beachtlichen Zahl von Schwimmprüfungen. Allerdings mussten über die Jahrzehnte auch ständig Baumaßnahmen durchgeführt werden und immer wiederkehrende Reparaturarbeiten.
Eine Zäsur gab es im Winter 2000, als der Trägerverein gegründet wurde. Ihr erster Vorsitzender Hans-Reinhard Nicolaisen erinnert sich: „Wir waren froh und erstaunt, dass man uns als Verein so viel Geld zur Verfügung stellte.“ Nun wurde wieder investiert, um auch die Attraktivität der Außenanlagen zu erhöhen. „Und weil alle aus dem Trägerverein und der DLRG mit anpackten, wurde es sogar günstiger als in der Ausschreibung“, so Nicolaisen. Hügel statt einer platten Liegewiese, Sandkiste und neues Planschbecken oder ein komplett gepflasterter Umlauf um das Becken, um nur einige Maßnahmen zu nennen. Viele Extras ermöglicht inzwischen auch der Förderverein. Große Wasserspieltiere, ein Sonnensegel über der Sandkiste oder das beliebte Hüpffeld konnten durch sein Engagement angeschafft werden.
Nicolaisens Nachfolger Klaus Schmitz ist seit 15 Jahren Vereinsvorsitzender und hat das Jubiläum am 21. Juni ab 13 Uhr im Fokus: „Wir freuen uns auf das Schwimmbadfest gemeinsam mit der DLRG, die nur eine Woche älter ist als wir.“ Mit Melanie Tkotz, Vorsitzende der DLRG, wurde das bunte Programm abgestimmt, unter anderem mit einem „Arschbomben-Wettbewerb“.
Quelle - SHZ Helga Böwadt
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