Auf den Spuren der plattdeutschen Sprache

08. 05. 2023

70 Jahre Heimatverein Schleswigsche Geest: Was Asterix und Englisch mit dem Niederdeutschen zu tun haben


Wer waren wohl die Vorläufer der plattdeutschen Sprache? Auf welchen germanischen Stamm ist sie zurückzuführen? „Da kommt man nicht so ohne Weiteres drauf“, meinte Heiko Gauert. „Es waren tatsächlich die Sachsen.“
Unterhaltsam und kenntnisreich nahm der engagierte plattdeutsche Autor sein Publikum auf der Veranstaltung anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Heimatvereins Schleswigsche Geest mit auf eine Reise durch die Geschichte, erzählte von dem Zusammenschluss zu den Angelsachsen, die sich später rüber zu den britischen Inseln aufmachten und Norddeutschland beinahe ausvölkerten.
An vielen Beispielen zeigte er die Gemeinsamkeiten zwischen Englisch und Plattdeutsch auf: door – döör; salt – solt; just – jüst. Und er räumte mit dem Vorurteil auf, Plattdeutsch sei eine platte, also einfache, Sprache: „Im 16. Jahrhundert nannte man es „plates“ Deutsch, also klares Deutsch.“
In seinem Vortrag schlug er einen weiten Bogen bis in die Gegenwart, zitierte Klassiker der Literatur und hielt das zurzeit meistverkaufte plattdeutsche Buch in die Höhe, „De Törn för nix“, eine Asterix-Übersetzung in Mundart.

Historisches Erbe erhalten

Über 90 Gäste konnte der Vorsitzende des Heimatvereins, Hans-Werner Carstensen, im Gasthof Handewitt begrüßen. Zuvor hatten sie bei strahlendem Wetter an einem Gottesdienst mit Pastor Daniel Karstens aus Satrup in der Handewitter Kirche teilgenommen. Dabei durften sie in seiner Predigt eindrucksvoll erleben, wie unterschiedlich sich die Sprache in den verschiedenen norddeutschen Regionen entwickelt hat.
Sein klares, breites Dithmarscher Platt klang doch recht ungewöhnlich auf der Schleswigschen Geest, wie er selbst amüsiert bekannte – ebenso ungewohnt war das Singen der bekannten Kirchenlieder ausschließlich auf Platt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen ließen es sich die Ehrengäste nicht nehmen, dem Heimatverein ihre besten Wünsche zum Jubiläum auszusprechen, allen voran der Kreispräsident Ulrich Brüggemeier. An das überwiegend ältere Publikum richtete er einen Appell: „Es ist Ihre Pflicht als Senioren, weiterzumachen und das historische Erbe und die Kultur ihrer Heimat zu bewahren und zu erhalten.“ Petra Bülow sprach als Amtsvorsteherin des Amtes Arensharde und Hollingstedter Bürgermeisterin: „Für uns ist die Arbeit des Heimatvereins in den Gemeindevertretungen gar nicht wegzudenken.“ Sie wünsche für die Zukunft mehr jüngere Mitglieder, aber „es ist schwer, meine Generation heute zu gewinnen“.
Mathias Jürgensen, neuer Vorsitzender des Nachbar-Heimatvereins Landschaft Angeln, verkörpert ebenfalls die jüngere Generation und hofft für beide Vereine auf mehr Mitglieder ab 50 Jahren, „für die wir uns mit Themen der Zukunft öffnen.“ Einen bunten Strauß voller Kindergrüße hatte Schulleiterin Ute Eigenmann aus Buhrkall in Nordschleswig mitgebracht. „Wir haben die älteren Schüler gefragt, was ihnen zum Begriff Heimat so einfällt.“ „Heimat ist dort, wo meine Familie und meine Freunde sind, wo es schön ist“, war ein Aspekt, der sich wie ein roter Faden durch die Antworten gezogen habe.


Erstes Jahrbuch stammt von 1953

Hans-Werner Carstensen blickte kurz auf das Gründungsjahr zurück: „Im Jahr 1953 wurde unser erstes Jahrbuch herausgegeben.“ Zur Erinnerung verlas er das Vorwort von Peter Ingwersen, in dem dieser unter anderem begründet, weshalb es eines weiteren Heimatvereins hier auf der Geest zwischen Angeln und Nordfriesland dringend bedürfe.
Gute Stimmung verbreitete das „Geestland-Trio“ zwischendurch mit alten und neuen Schlagern und Volksliedern. Passend zum Anlass hatten sie ein Medley bekannter plattdeutscher Lieder im Gepäck, sodass bei „Lütt Matten, de Has“, „In de Eck steiht een Jung mit een Tüddelband“ oder „Lütt Anna, Susanna“ mitgesungen wurde.

 

Helga Böwadt

 

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