Unterwegs mit dem Naturfotografen Karl Heinz Lambert

Schafflund, den 13. 06. 2022

Sein Faible reicht von Papageien in Australien bis hin zu Störchen in Bergenhusen.

 

Schafflund  Karl Heinz Lambert ist in Fachkreisen ein bekannter Naturfotograf, dessen brillante Aufnahmen in Fachzeitschriften und Papageien-Büchern veröffentlicht werden. Schon in jungen Jahren habe er sich von seinem ersten Gesellenlohn eine Kamera angeschafft, erzählt er. Seit Jahrzehnten gilt seine Liebe den Papageien auf der ganzen Welt. Doch heute bleiben Tarnzelt und Stativ im Kofferraum, ebenso die großen Fotorucksäcke. Er und seine Lebensgefährtin Bärbel Zickner sind nur mit leichtem Gepäck unterwegs. Warum das? Der Grund liegt auf der Hand: Die Störche, die sie heute vor die Linse bekommen wollen, sind weder scheu noch in weiter Entfernung zu sichten. Im Gegenteil, in Bergenhusen sind sie es gewohnt, von zahlreichen Touristen tagtäglich bestaunt zu werden. An diesem etwas trüben Montag strahlt das „Dorf der weißen Störche“ jedoch sehr viel Ruhe aus, es sind nur wenige Besucher in den Dorfstraßen unterwegs, also ideale Bedingungen für einen Fotografen, der möglichst nicht gestört werden möchte. Nur der Himmel hätte sich etwas strahlender zeigen können. „Im vergangenen Jahr waren wir sogar achtmal hier, um die Entwicklung vom Schlupf bis zum Abflug beobachten zu können “, erzählt Bärbel Zickner. Deshalb geht es gleich zielstrebig zu ausgewählten Nestern, in denen die Jungvögel bereits geschlüpft sind. Hier und da lugt einer über den Rand des riesigen Horstes – im Großen und Ganzen herrscht aber offensichtlich untätige Mittagsruhe. Keine Fütterungsaktivitäten, kein Geklapper und vor allem kaum Flüge. Aber darauf wartet Karl Heinz Lambert natürlich. Dann endlich: Zwei der prächtigen Weißstörche begeben sich tatsächlich vom First eines Reetdachhauses aus auf eine kleine Runde – und werden blitzschnell in ihrem eleganten Flug von den Fotografen erfasst. Von den 31 Storchennestern in Bergenhusen sind 26 im Frühjahr 2022 belegt – ein relativ gutes Jahr also. Manche Horste mit entsprechender Nisthilfe wurden auf einfachen Masten errichtet, die meisten jedoch auf den Dächern. Für die Motivauswahl sucht K.H. Lambert besonders schöne Objekte – und muss geduldig warten, bis sich dort ein Storchenpaar aufrecht in voller Schönheit präsentiert. Mit seiner Profi-Kamera gelingen ihm eindrucksvolle Fotos, die jedes Detail des prachtvollen Gefieders hervorheben – und sogar die Nummer auf der Beringung deutlich lesbar erscheinen lassen. Dann beschließt er: „Jetzt gehen wir zur NABU-Station.“ Dort freut sich Joel Münch, der seit August ein Freiwilliges ökologisches Jahr absolviert, dem Naturfotografen-Paar Rede und Antwort stehen zu können. „Ja, es stimmt, die Störche sind nicht ihrem Partner treu, sondern ihrem Horst“, bestätigt er deren Annahme. Käme ein ehemaliger Partner beispielsweise über die Ostroute zu spät zurück, und der Platz sei besetzt, gäbe es sofort aggressive Kämpfe. Und dann entspinnt sich ein reges Fachgespräch über Zwergschwäne. Während Bärbel Zickner und Karl Heinz Lambert in der Corona-Zeit regelmäßig große Scharen dieser Wintergäste im Börmer Koog beobachtet und im Bild festgehalten haben, berichtet Joel Münch von einem NABU-Projekt, das 40 Zwergschwäne mit Sendern versehen hat: „Zurzeit befinden sie sich im Baltikum, ziehen dann weiter nach Sibirien.“ Und dann wartet K.H. Lambert mit einer amüsanten Anekdote auf: „Als wir Schwarzkopfmöwen am Eidersperrwerk gesucht haben, wurden wir von Küstenseeschwalben attackiert. Trotz Mütze lief mir plötzlich das Blut am Kopf herunter.“ Doch normalerweise sei die Suche nach schönen Vogelmotiven in Schleswig-Holstein natürlich ungefährlich und geschehe häufig auch aus dem Auto heraus mit heruntergefahrenen Seitenfenstern. Während einer Teepause auf dem Dorfplatz erzählt das Paar, beide sind verwitwet, wie es sich kennenlernte. „Wir haben uns über die Papageien gefunden“, lacht Bärbel Zickner. „Auf Teneriffa findet regelmäßig im Mai im Loro Parque ein Papageienworkshop statt, und einer dieser Referenten war Karl Heinz.“ Und da die 75-Jährige schon als Kind an die Natur herangeführt worden sei, selbst Papageien besessen habe und gern fotografiere, passte alles. Wenn sie nicht gerade wegen der Pandemie intensiver das nähere Umfeld erkunden, sind die beiden oft auf Reisen. Neueste Pläne: „Im August geht es nach Kenia, im März nach Costa Rica.“ Für Karl Heinz Lambert nichts Ungewöhnliches: „Seit 1957 habe ich 70 Weltreisen unternommen.“ Der gebürtige Münchner, den es wegen der Liebe zu seiner Frau Karin in den Norden verschlagen hat, war auf vielen Kontinenten mit seiner Kamera unterwegs, allein 25 mal in Australien und häufig in Mittel- und Südamerika. „Als Selbstständiger konnte ich mir die Zeit nehmen, und für mich und meine Frau, eine Tierfilmerin, war es wie Urlaub.“ Mit den Papageien habe der 81-Jährige eine Nische für sich entdeckt, viele Artikel geschrieben und mit Fotos illustriert. Und so verwundert es nicht, dass er am Ende des Tages nach der Rückkehr in Schafflund zu einem Rundgang zu Hause einlädt. Mit Überraschungen: Riesige Volieren stehen im Garten. Inka-Kakadus, Graupapageien, Rosakakadu und Nymphensittiche fühlen sich offensichtlich in ihrem liebevoll ausgestatteten Refugium wohl.

 

Quelle - SHZ Helga Böwadt

 

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Naturfotografen Karl Heinz Lambert (13. 06. 2022)

Unterwegs mit dem Naturfotografen Karl Heinz Lambert: Sein Faible reicht von Papageien in Australien bis hin zu Störchen in Bergenhusen.