Präsenzunterricht trotz Omikron

Schafflund, den 10. 01. 2022

Elternbeiräte in und um Flensburg begrüßen die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz


Trotz steigender Infektionszahlen werden auch im Raum Flensburg am Montag die meisten Schüler wieder zurück in den Präsenzunterricht kehren. Das haben die Kultusminister beschlossen. Die Anzahl der wöchentlichen Tests wird jedoch von zwei auf drei erhöht, zudem wird vor allem in Grundschulen auf Kohortenbildung gesetzt.
Das stößt bei vielen Eltern auf positive Reaktionen. „Als Vorsitzender des Elternbeirats der AVS (Anm. der Red.: Auguste Viktoria Schule) halte ich den Verzicht auf Distanzunterricht für richtig“, erklärt Jens Hergenröder. „Zum einen sind die Hygiene-Maßnahmen in der Schule auf einem guten Stand. Zum anderen – und das ist der eigentlich entscheidende Punkt – haben wir erlebt, welche erheblich negativen Auswirkungen der Verzicht auf Präsenzunterricht haben kann.“
Ähnlich sieht es auch Klemens Voss, der gleichzeitig Elternteil und Lehrer an einer Schule in der Neustadt ist. Als Vater blickt er zwar mit gemischten Gefühlen auf die Beschlüsse: „Grundsätzlich finde ich die Beschlüsse für die Schulen aus Elternsicht sinnvoll, trotzdem macht sich in mir auch die Unsicherheit breit“, äußerte er sich gegenüber shz.de. „Man hört immer, dass die Omikronvariante für Kinder auch verheerende Auswirkungen haben kann. Da macht man sich natürlich auch große Sorgen und zweifelt ob der Schulbesuch nun wirklich das beste ist.“
Als Lehrer jedoch finde er die Beschlüsse „gut und sinnvoll“. Unter anderem für sozial schwache Kinder oder Kinder mit Problemen in der Sprachentwicklung sei es wichtig, die Schule als festen Ankerpunkt zu haben. „Eigentlich sind wir ganz entspannt“, sagt auch Svenja Petersen im Hinblick auf den Schulstart nach den Ferien. Lasse (10) und Bosse (6) gehen in die vierte und erste Klasse der Grund- und Gemeinschaftsschule Schafflund und haben gar keine Probleme mit den Tests, die jetzt noch häufiger durchgeführt werden, im Gegenteil: „Wir machen sowieso oft Selbsttests und die Kinder sagen mir genau, wie man es richtig macht.“

An Besonderheiten der Pandemie gewöhnt

Sie haben sich an alle Besonderheiten in Pandemie-Zeiten gewöhnt und sind auch mit dem Homeschooling gut zurechtgekommen. Deshalb macht sich Svenja Petersen keine Sorgen, falls es jetzt wieder dazu kommen könnte. Außerdem habe die Notbetreuung in der Schule gut funktioniert. Sie selbst begrüße die wieder eingeführte Kohortenbildung, sagt sie, aber Lasse fände es doof, weil er in den Pausen nicht mit seinen Freunden aus der dritten Klasse spielen könne. Schade sei allerdings der Wegfall der beliebten Sport-AGs, aber „Hauptsache, die Schule geht wieder los.“
Die Kinder von Dirk Trasser aus Schafflund sind dagegen dem Grundschulalter bereits entwachsen. Mika (14) geht in die 8. Klasse in Handewitt, Pia (11) besucht die 6. Klasse des Fördegymnasiums. Beide sind geimpft, denn „es gilt ja nicht nur, bei einer Erkrankung den Verlauf abzumildern, sondern auch die Großeltern zu schützen“, sagt Dirk Trasser.
Als Elternvertreter sieht er es positiv, dass am Gymnasium seiner Tochter die Impfquote nach oben steigt, und er begrüßt ausdrücklich die jetzt beschlossene Erhöhung der Taktung von Tests – auch der Geimpften. Allerdings, „in den teilweise überfüllten Stadtbussen besteht für die Schüler seit Anbeginn der Pandemie ein erhöhtes Infektionsrisiko, denn manche Fahrgäste entledigen sich im Sitzen ihrer Masken.“
Aus seiner Sicht ist die Definition von Entscheidungen, wann möglicherweise wieder in Distanzunterricht gewechselt werden muss, von Seiten des Ministeriums eine Entlastung der Schulleiter, denn sobald sich zu viele Schüler oder Lehrkräfte in Quarantäne befinden, lässt sich kein Präsenzunterricht mehr aufrechterhalten. Und er weiß um die Belastung der Lehrkräfte, „die hinter den Kulissen einen riesengroßen Aufwand betreiben müssen.“
Dirk Trasser hofft, dass es nicht soweit kommt: „Besonders in den Sprachen wie Englisch oder Französisch fehlt es dann einfach an Korrekturmöglichkeiten.“ Hinzu käme der Verlust des sozialen Miteinanders und des bunten Schullebens, welches aufgrund des Wegfalls der AGs notgedrungen ohnehin schon eingeschränkt sei. Ungeklärt scheint noch die Frage nach Klassenfahrten. Hier wünscht sich Trasser mehr Kompetenz für die Schulleiter, um externe Aufenthalte, beispielsweise der Musikgruppen oder Schulchöre nach Noer, zu ermöglichen, wenn die Rahmenbedingungen in großen Räumen es zulassen.

 

Quelle - SHZ 

Annika Kühl und Helga Böwadt

 

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