Vier Stunden warten auf den Piks

Schafflund, den 23. 11. 2021

Großer Andrang bei offener Impfaktion in Nordhackstedt


Wer geglaubt hatte, bei einem offenen Impftermin auf dem flachen Lande käme er schneller zum Zuge, musste sich eines Besseren belehren lassen. Als sich am Sonnabend um 10.15 Uhr die Türen des Feuerwehrhauses in Nordhackstedt öffneten, hatte sich bereits eine Warteschlange mit 200 Impfwilligen gebildet.
Seit 8.15 Uhr führte Holger Asmussen die Reihe an. Er war von Alversum auf Föhr gekommen und hatte die 6-Uhr-Fähre genommen. „Ich habe für die Booster-Impfung zwar einen Termin für Mitte Dezember bei meinem Hausarzt, aber so lange wollte ich nicht mehr warten.“
Ähnliches hörte man häufiger. In den zugeparkten Straßen des Dorfes waren Autos mit Kennzeichen aus halb Schleswig-Holstein zu sehen. Katharina Wolfrum aus Sönnebüll bei Bredstedt etwa belegte Platz 150 unter den Wartenden. Für sie sollte es die Erstimpfung sein. „Bislang habe ich gezögert, weil ich verunsichert bin und noch einen Kinderwunsch habe. Nun fühle ich mich durch die Regierung zur Impfung gezwungen. Ich will ins alte Leben zurück.“ Zu diesem Zeitpunkt wusste sie nicht, dass sie noch vier Stunden in der Schlange bis zum Piks verbringen sollte.
Vier Stunden im Novembergrau, klingt ungemütlich, war aber erstaunlich kurzweilig. „Man trifft hier mal wieder den einen oder anderen und hat einen Schnack“, bemerkte dann auch Ketel Brodersen aus Linnau.
In der Tat war es recht beschaulich, die Feuerwehr Nordhackstedt kümmerte sich rührend. Falk Stoetzel hatte den Termin initiiert, Sven Jepsen organisierte den Tag reibungslos, Ulf Reimer sorgte dafür, dass jeder mit kompletten Unterlagen zum Impfteam kam.
Ein „mobiles Wurstteam“ versorgte mit dem Bollerwagen die Wartenden mit Bockwurst, Kaffee und heißem Apfelpunsch oder auch mit einem Stuhl. Die Stimmung unter den Impfwilligen blieb gelöst. „Vielleicht müssen wir uns an solche Warteschlangen gewöhnen, wenn die Probleme mit den Lieferketten noch größer werden“, war nur eine der scherzhaften Anmerkungen.
Das Team der Johanniter aus Lübeck um Dr. Mohamad Marwanakkra aus Hamburg arbeitete pausenlos wie am Schnürchen und wurde noch kurzentschlossen von Anja Nielsen aus Nordhackstedt unterstützt. Sie brachte entsprechende Erfahrung aus ihrem Einsatz in einem Impfzentrum mit und so konnte die Schlagzahl der Impfungen beträchtlich erhöht werden.
Das Impfteam war von diesem Umfeld derart begeistert, dass es sich entschloss, trotz der langen Heimreise und des langen Arbeitstages ohne Pause die Aktion so zu verlängern, bis die letzte Dosis aller Sorten verabreicht war. Es wurden 302 Impfungen, was Dr. Marwanakkra selbst ins Staunen versetzte: „Bislang lag unsere Bestleistung bei 176.“ Die Mehrzahl der Impfungen waren Booster-Impfungen, „aber immerhin 70 bis 80 Erstimpfungen bei relativ jungen Leuten“, zog Sven Jepsen Bilanz für einen reibungslosen Impftag.

 

Quelle - SHZ Reinhard Friedrichsen

 

Kam aus Sönnebüll

 

Langes Warten

 

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