Nordhackstedter Pastorenstelle soll gestrichen werden

23. 02. 2021

Seit bekannt wurde, dass die Pastorenstelle in Nordhackstedt nicht wieder besetzt werden soll, herrscht in der Kirchengemeinde Unruhe und Fassungslosigkeit. Die Streichung soll nach dem Willen des Kirchenkreises erfolgen, sobald Pastor Frithjof Stahnke im September in den vorzeitigen Ruhestand wechselt. Ein Umstand, der die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der kommunalen Gemeinden Nordhackstedt, Lindewitt, Hörup und Schafflund auf den Plan rief und sie veranlasste, in einem offenen Brief an die Entscheidungsträger der Nordkirche ihrem Unmut Luft zu machen. „Wir haben weder für diese Entscheidungen noch für die Vorgehensweise der Nordkirche Verständnis“, heißt es darin und weiter: „Seitens der Nordkirche werden einsam Entscheidungen getroffen, die die Aufrechterhaltung von Strukturen und Infrastruktur vor Ort gefährden – das ist nicht akzeptabel.“ Man vermisse eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe und Transparenz. Auch im Kirchengemeinderat herrscht eine Mischung aus Enttäuschung, Betroffenheit und Ohnmacht vor. Karin Carstensen aus Nordhackstedt bringt es auf den Punkt: „Wir haben es erst im Dezember erfahren und wurden förmlich kalt erwischt.“ Und alle Mitglieder sind sich einig: „Wir nehmen das so nicht hin, wir kämpfen für unsere Pastorenstelle.“ Einerseits blicken die 11 Mitglieder auf 35 Jahre vertrauensvolle, engagierte Zusammenarbeit zwischen dem ehrenamtlichen Kirchengemeinderat und Pastor Frithjof Stahnke zurück, andererseits geht es um Fakten. „Wir können etliche Pluspunkte benennen, die für den Erhalt der Pastorenstelle sprechen“, erklären sie und zählen einige auf: 2710 Mitglieder, Evangelische Kindergärten mit insgesamt 15 Gruppen, intensives Gemeindeleben mit jungen Familien, Senioren und Konfirmanden und eine belegbar hohe Zahl an Amtshandlungen. Vor allem müsse das Argument überzeugen, dass 60 % der Bevölkerung der Kirchengemeinde Nordhackstedt Mitglieder der Kirche seien – eine außerordentlich hohe Quote, die für sich spräche. Daraus könne man ersehen, wie stark persönliche Beziehungsebene und Seelsorge wirken und über die reine pastorale Versorgung hinausgehe. Bekannt war schon, es werde bis 2030 Veränderungen geben müssen, aber „doch nicht so schnell und in dieser Härte.“ Bischof Gothart Magaard weist in seinem Antwortschreiben an die Bürgermeister auf die Herausforderung hin, die durch eine Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge und die geringeren Nachwuchszahlen auf die Nordkirche zukommt. Deshalb habe man vor zwei Jahren einen Pfarrstellenrahmenplan beschlossen, der eine Reduzierung der Pfarrstellen um ein Drittel bis 2030 vorsieht. Die Umsetzung dieses Beschlusses liegt in der Verantwortung der jeweiligen Kirchenkreise vor Ort. Im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg wurden deshalb immer mehrere Kirchengemeinden in Regionen zusammengefasst, mit dem Auftrag, sich gemeinsam zu einer strukturellen Zusammenarbeit zu entwickeln. Nordhackstedt bildet mit Wallsbüll, Medelby, Großenwiehe und Handewitt die Region „Nördliche Geest“. „Bis 2030 werden in dieser Region zwei Stellen wegfallen“, bestätigt Pröpstin Carmen Rahlf und ergänzt: „Das ist seit etwa fünf Jahren bekannt, aber bezüglich Konzeptentwicklung ist nichts passiert.“ Die Kirchengemeinderäte und die Pastoren der „Nördlichen Geest“ seien in der Verantwortung, sich zu bewegen, wie es andere Regionen schon getan hätten. Zur Unterstützung gäbe es Hilfe durch eine Moderation. Wird also künftig jede durch Pensionierung frei werdende Stelle entfallen? „Nein, es gibt keinen Automatismus“, bekräftigt die Pröpstin. Ein Beispiel für das zweigleisige Verfahren ist die Besetzung der zweiten Pastorenstelle in Handewitt, denn „wir müssen auch junge Leute reinholen.“ Gibt es für Nordhackstedt, die zweitgrößte Kirchengemeinde der Region, noch eine Perspektive, die Entscheidung abzuwenden? Pröpstin Carmen Rahlf gibt Hoffnung: „Es kommt darauf an, was die Region miteinander entwickelt. Wenn ein sinnvoller Plan in absehbarer Zeit vorliegt, kann sich auch eine andere Perspektive ergeben.“ Nun liegt der Ball bei der Region, und die Kirchengemeinde Nordhackstedt setzt auf konstruktive Gespräche mit allen Beteiligten.

 

Info-Kasten

 

Die Region „Nördliche Geest“ des Kirchenkreises Schleswig-Flensburg

Stand Februar 2021

 

Handewitt       4 780 Mitglieder (2 Pastorenstellen)

Nordhackstedt 2 710 Mitglieder (1 Stelle)

Großenwiehe   2 588 Mitglieder (1 Stelle)

Medelby           1 283 Mitglieder (3/4 Stelle)

Wallsbüll             900 Mitglieder (1/2 Stelle + 0,25 Grw. + 0,25 Nordh.)

 

Quelle - SHZ Böwadt

 

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