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In „Dammacker II“ wird Energie gespart

Schafflund, den 29. 10. 2017
Wärmeversorgungsnetz in Schafflunder Neubaugebiet kommt mit niedrigen Temperaturen aus – als erstes dieser Art in Schleswig-Holstein
 

Schafflund Gerade in den Dörfern mit vielen Biogasanlagen ist eine zentrale Nahwärmeversorgung durch Blockheizkraftwerke nicht neu. Kein Heizöl, kein Gas, sondern Anschlusszwang an eine Nahwärmeversorgung heißt es nun auch für das jüngste Baugebiet „Dammacker II“ in Schafflund. Das Besondere daran: Es handelt sich um ein sogenanntes „Low-Ex-Wärmenetz“. Es zeichnet sich durch besonders geringe Vor- und Rücklauftemperaturen auf – und es wird das erste dieser Art in Schleswig-Holstein sein.

Im Normalfall liegt die Vorlauftemperatur eines Biogas-Blockheizkraftwerkes, also das Wasser, das in Richtung des Abnehmers fließt, bei 75 bis 95 Grad Celsius, der Rücklauf bei 45 bis 60 Grad. In Quartieren mit unsanierter Gebäude-Infrastruktur sind diese Temperaturen zur Erfüllung aller Zwecke auch notwendig. In Baugebieten mit hoher Neubauqualität nach der Energie-Einsparverordnung von 2016, kurz EnEV 2016, oder den Richtlinien der KfW-Bank sind Vorlauftemperaturen von 55 bis 65 Grad ausreichend. Mit einer an das Wärmenetz angepassten beziehungsweise geplanten Heizungstechnik sind Rücklauftemperaturen von 30 bis 35 Grad Celsius erreichbar.

Für die Versorgung von „Dammacker II“ wird das vorbeiführende Netz der „Schafflunder Wärme“ (Biogas) genutzt. Über einen Wärmeaustauscher mit Speicher wird das Wasser mit einer Vorlauftemperatur von 55 bis 65 Grad in die Häuser geleitet. Die Wärmeübergabe erfolgt direkt mit Brauchwarmwasser nach dem Durchflussprinzip ohne Speicher, was die Gefahr von Legionellenbefall (Erreger der Legionärskrankheit) minimiert. Mit Anschluss an diese Wärmeversorgung werden alle Anforderungen der EnEV 2016 erfüllt, die eine wesentlich effizientere Heizungs- und Warmwassertechnik verlangt. Zusätzliche Maßnahmen wie Photovoltaik oder Solarthermie werden hier nicht notwendig.

Bislang hält sich das Vorurteil, solche Wärmenetze seien nicht wirtschaftlich zu erstellen und zu betreiben. „Ich möchte gern, dass sich die Dummheit auflöst, Neubaugebiete würden sich nicht für die Erschließung mit Nahwärmeversorgung lohnen“, sagt Wolfgang Baaske vom Ingenieurbüro für Umweltschutz & Technik in Harrislee, der die Planung für das Schafflunder Netz übernommen hat. Tatsächlich werde es nach den Berechnungen Mehrkosten für Planung und Ausführung geben und auch der Arbeitspreis sei geringfügig höher als bei einer herkömmlichen Wärmepumpe. Über die Laufzeit werde es sich aber für den Betreiber ausgleichen, zumal es sich hier um ein überschaubares Projekt handele, so Baaske. Für den Endverbraucher ergeben sich in der Jahresbilanz keine höheren Kosten.

Ein deutlicher Gewinner des neuen Verfahrens sei der Klimaschutz. Gegenüber dem Einsatz von Erd-Wärmepumpen sei die CO2-Bilanz des „Low-Ex-Wärmenetzes“ herausragend. Das Niedertemperaturnetz erspare im direkten Vergleich einen Ausstoß von etwa 92 Prozent an Treibhausgasen. Schafflund habe sich zum Klimaschutzziel gesetzt, bis 2050 nahezu alle Gebäude klimaneutral mit Wärme zu versorgen. „Diese Maßnahme ist ein effizienter Schritt dazu“, so Baaske. Dies belegt auch die Deutsche Umweltstiftung, die eine Förderung in Aussicht gestellt hat. Auch bei den Menschen scheint die Akzeptanz hoch: 82 Bewerber stehen Schlange für 25 Baugrundstücke in „Dammacker II“.

In Deutschland gibt es bislang zwei weitere Modellprojekte für „Low-Ex-Wärmenetze“ in Ballungszentren, die in drei bis vier Jahren erste auswertbare Erkenntnisse bringen sollen. Wolfgang Baaske ist der Überzeugung, bereits nach etwas mehr als einem Jahr solche aus dem Netz in Schafflund ziehen zu können, die sich übertragen lassen. „In Deutschland wird von der Energiewende gesprochen, tatsächlich haben wir nur den Anfang einer Stromwende unter vollkommener Vernachlässigung des Wärmemarktes“, beschreibt er die gegenwärtige Situation.

Text - SHZ Reinhard Friedrichsen